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Rund um die Burg

stefan lieser nideggen burg 2 KopieDer wuchtige Bergfried ist ein Wahrzeichen der kleinen Herzogstadt Nideggen. Foto: Stefan LieserNideggen. Die Burg hoch über dem Rurtal, von einem Saum markanter Buntsandsteinfelsen umgeben, ist das weithin sichtbare Wahrzeichen von Nideggen. Vor der Burg liegt der gleichnamigen Herzogstadt und drum herum die neun Stadtteile. Nideggen gilt als Tor zur Eifel.

Was muss das über Jahrhunderte für ein Machtsymbol gewesen sein. 1177 bis 1191 erbaute Graf Wilhelm II. von Jülich die Burg auf einem Felssporn über der Rur. Von hier aus, von Schmidt, einem der neun Stadtteile Nideggens, einige Kilometer von der Trutzburg entfernt, der ebenfalls auf der Höhe liegt, wirkt vor allem der Bergfried nach wie vor respektgebietend.

stefan lieser nideggen schmidt eschauel KopieZum Stadtgebiet von Nideggen gehört auch der Strand am Eschauel, Zugang zum Rursee unterhalb von Schmidt. Foto:. Stefan LieserSchmidt ist mit 3049 Einwohnern der zweitgrößte Stadtteil von Nideggen und für Bürgermeister Marco Schmunkamp „genauso wichtig für die Stadtentwicklung wie die Burg, die natürlich alles überstrahlt.“

Wo die eine für den Glanz vergangener Jahrhunderte steht, ist Schmidt aber auch Erinnerung an die erbitterten Kämpfe zwischen der US-Armee und der Deutschen Wehrmacht während der  Ardennenoffensive, hier vor allem der „Allerseelenschlacht“ vom 2. November 1944 zwischen Hürtgenwald, Vossenack und Schmidt, als etwa die Front beim Häuserkampf in Vossenack quer durch die Pfarrkirche verlief.

stefan lieser nideggen marco schmunkamp KopieMarco Schmunkamp. Foto: S. LieserSchmidt steht andererseits mit seiner Pfarrkirche St. Hubertus auch für eine besondere Mini-Konjunktur. Nach dem Zweiten Krieg bis 1953 blühte hier der Kaffeeschmuggel über die nahe belgische Grenze. Dadurch erlangten einige Schmidter einen gewissen Wohlstand, wollten zunächst aber nichts zum Wiederaufbau der kriegszerstörten Kirche leisten. Nach mehreren Predigten des damaligen Pfarrers Josef Bayer, die genau darauf abzielten, fanden sich kurz darauf an die 250.000 Mark im Opferstock, sodass mit dem Wiederaufbau begonnen werden konnte. So wurde die heutige Kirche durch die Gelder des Kaffeeschmuggels finanziert. 1950 wurde der Neubau eingeweiht und schnell im Volksmund „St. Mokka“ genannt.

Für Nideggen ist der zweitgrößte Ort im Stadtgebiet heute vor allem wegen seines Zugangs zum Rursee von Bedeutung: Am Wasser liegt der Eschauel samt Badestrand und Bötchenverleih. Burgenfreunde hier, Rureifelfans dort – Nideggen bietet eben für beide Zielgruppen beides!

stefan lieser nideggen am marktplatz KopieEinst standen auf dem Nideggener Marktplatz viele Linden, von denen nur eine übrig geblieben ist. Mit der Umgestaltung des Platzes, der autofrei werden wird und neu möbliert, sollen auch die traditionellen Laubbäume angepflanzt werden. Foto: Stefan LieserAcht weitere Stadtteile gibt es neben der Stadt selbst. Sie verteilen sich Richtung Börde wie etwa Wollersheim. Das Dorf hat zwei Kirchen, der Turm der alten stammt sogar noch aus dem 12. Jahrhundert. In Wollersheim wurde 1791 die Brauerei Cramer gegründet, die bis heute in Familienbesitz ist. Verarbeitet wird die wegen ihrer hohen Qualität bekannte Wollersheimer Braugerste, gebraut wird seit 1987 aber aus Kostengründen in Köln. Den alten Brauereigebäuden schräg gegenüber befindet sich im Stiftshof, dem ehemaligen Zehnthof des Kölner Stiftes St. Maria im Kapitol, die Außenstelle der Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland.

stefan lieser nideggen wollersheim brauerei cramer Kopie1791 wurde die Brauerei Cramer in Wollersheim gegründet, bis heute in Familienbesitz, auch wenn das Bier seit 1987 in Köln gebraut wird. Foto: Stefan LieserEmbken und Muldenau sind typische Bördedörfer. Berg-Thuir markiert den Übergang von der Börde zum Gebirge. Berg lehnt sich südlich als Berg vor Nideggen und Rath nördlich an die alte Herzogstadt Nideggen. Zwei weitere liegen wiederum direkt am Rurufer unterhalb der Stadt: Abenden und Brück. Letzteres hatte einst eine eigene Brückensteuer fürs Passieren der Rur.

Doch nun vom Rurtal einen der steilen Pfade hinauf Richtung Burgort. Verschiedene Routen führen an den Buntsandsteinfelsen vorbei, an der Hirtzley ist sogar ein Kletterpark ausgewiesen. Wer lieber nicht seilgesichert zu den schmalen Spitzen hinaufsteigen will, hat von einem der Wanderwege zum Beispiel von der „Kanzel“ oder anderen Aussichtsplattformen einen ähnlich weiten Blick ins Rurtal hinab.


Der Reliquienkult  in Nideggen erweis sich als ertragreich. So ertragreich, dass die Herzöge von Jülich die Gebeine der hl. Christina wieder nach Jülich zurückbrachten. 


Nideggen selbst betritt man bei dieser Variante über die Felsenroute meist durch die Reste des einstigen Brandenberger Tores, heute nur noch an einem Mauerrest an einer Wand zu erkennen. Es geht vorbei am Christinenstift, den Graf Wilhelm IV. von Jülich 1340 mit Hilfe der Kannoniker gründete. Um dem Burgort Einnahmequellen durch Wallfahrer zu generieren und die Stadtrechte die er dem Ort 1313 verlieh, zu begründen. Die Verehrung der Gebeine der hl. Christina von Stommeln sei aber dann so ertragreich gewesen, dass die Reliquien wieder abgezogen wurden, heißt es.

Der Volksmund berichtet von einer Nacht und Nebelaktion, wo die Gebeine der seligen Christina von Stommeln nach Jülich in die Marienkirche gebracht wurden. Dabei verlor man ein Schlüsselbein, dass sich heute noch im Besitz des Christinenstiftes befindet.

stefan lieser nideggen zuelpicher strasse KopieEin bisschen Kleinstadtflair: Die Zülpicher Straße in Nideggen. Foto: Stefan LieserHeute ist der Christinenstift eines von fünf Seniorenheimen im Nideggener Stadtgebiet. Das ursprüngliche Stiftsgebäude wurde im 15. Jahrhundert Sitz des St. Hubertus Ritterordens, der schließlich bis zum 18. Jahrhundert zum bedeutendsten Ritterorden des Kurfürstentums Bayern aufstieg.

Bevor nun eine kleine Stadtbegehung beginnt, zunächst ein Besuch im Rathaus, ein Nachkriegsbau aus rotem Nideggener Sandstein, bei Bürgermeister Marco Schmunkamp. Er arbeitet in seinem Büro am Stehpult, der 44-Jährige ist schließlich nicht nur Diplom-Verwaltungswirt, er hat auch den Master im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Da will er gleich mit gutem Beispiel vorangehen.

Die Pläne zur Innenstadtsanierung wurden von Manchen als Tagträumerei bezeichnet.

„Wir sind eine kleine, alte Stadt, aber wir machen uns auf den Weg“, meint Schmunkamp, und was er damit ausdrücken will, hätten „andere schon als Tagträumerei bezeichnet.“ Doch er und Kämmerin Carola Gläser, schließlich auch die Mehrheit des Stadtrates ließen sich nicht beirren: Sie glauben an das in Erarbeitung befindliche „Integrierte Stadtentwicklungskonzept“, das für die barrierefreie Herrichtung des denkmalgeschützten Innenstadtkerns mit vier Millionen Euro von der Bundesregierung unterstützt wird. Die Stadt kostet es immerhin noch rund 400.000 Euro Eigenbeteiligung.

stefan lieser nideggen an der stadtmauer 2 KopieDie auf mehr als einen Kilometer Länge erhaltene mittelalterliche Stadtmauer soll wo nötig freigeschnitten und saniert werden. Zudem ist hier ein zum Erlebnisparcours für Kinder geplant. Foto: Stefan LieserAusgangspunkt der Überlegungen war auch ein Imageproblem. Nideggen, so dekorativ die Burgruine auf dem Felsensattel oberhalb des Burgfleckens auch ist, stand immer für eine gewisse Verstaubtheit: Hübsch anzusehen, und das war’s. Das soll sich ändern. So sehen die Pläne der Stadt, die auch von der Bürgerschaft und den Gewerbetreibenden in der großen Mehrzahl unterstützt werden, unter anderem eine In-Wert-Setzung der rund 1,4 Kilometer erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer vor. Die Gemäuer werden teilweise saniert, freigeschnitten, das Areal des einstigen Wassergrabens davor soll Teil eines neuen Erlebnisparcours speziell für Kinder werden.

Der „Alveradis-Park“ zwischen den beiden – nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg originalgetreu wiederaufgebauten – Stadttoren Zülpicher und Dürener Tor soll zudem barrierefrei werden. Das gilt auch für den Marktplatz, der einen neuen, einheitlichen Belag erhält und autofrei werden soll.

stefan lieser nideggen zur ewigen lampe 2 KopieDas Restaurant und Hotel „Zur ewigen Lampe“ war einst Teil einer Kette entlang wichtiger Handelsstraßen durch die Eifel zum Rhein. Foto: Stefan LieserMitte Juli sollte der Projektstart sein, aufgeschoben zunächst wegen der Aufräumarbeiten nach dem Jahrhunderthochwasser in der Eifel, das auch Teile von Brück und Abenden am Rurufer traf. Dann aber wird zusammen mit dem LVR und der Biologischen Station im Kreis Düren umgesetzt, was geplant ist. Ob es in einigen Jahren aber auch einen – im Förderrahmen nicht enthaltenen -  „Brückensteg“, eine 300 Meter lange Querung hoch über dem Rurtal zwischen Zülpicher Tor und Jugendherberge, geben wird, das steht noch in den Sternen.

In Nideggens Geschichte war die Rivalität der Herzöge mit dem Kurfürsten von Köln das alles beherrschende Thema. 

„In vier Jahren müssen wir mit der Umsetzung des Förderprogramms  fertig sein“, so Bürgermeister Schmunkamp. Ein Projekt, das er schlicht „Mega geil“ findet, wenn man bedenkt, dass die Stadt Nideggen inklusive ihrer Statteile nur 10.495 Einwohner hat (Stand: 31.5.2021). Die Kernstadt, um die es ja geht, sogar nur 3274.

Aber groß gedacht hatte man im Burgflecken ja schon immer, spätestens als Wilhelm II.,Graf von Jülich die wuchtige Burg errichten ließ, die vor allem eine machtpolitische Geste gegen den ewigen Rivalen, die Kurfürsten und Erzbischöfe von Köln, sein sollte. Im Verlies der Trutzfeste wurden Herzog Ludwig von Bayern und die beiden Kölner Erzbischöfe Konrad von Hochstaden, der später den Grundstein für den Kölner Dom legte und heute seine letzte Ruhestätte in diesem hat, und Engelbert II. von Falkenburg lange gefangen gehalten. Heute ist das Burgverlies Teil des Burgmuseums im Bergfried. Gegenüber befinden sich nebenbei bemerkt gleich zwei Restaurants – davon ein „Sternerestaurant“ - und im Burginnenhof der angeblich „älteste Biergarten Deutschlands“, so die Eigenwerbung.

Auch solche Details kennt Heinz Bücker vom rührigen Heimat- und Geschichtsverein Nideggen. Er freut sich, denn nach vielen Jahren und noch viel mehr Gesprächen erhielt der Vorsitzende Uwe Waßmund Anfang August die Schlüssel für die oberen Räumlichkeiten im Haus am Tor, das einen direkten Übergang zum Zülpicher Tor hat. Hier sollen ab Jahresende eine Dauerausstellung und eine Wechselausstellung die historische Herzogstadt widerspiegeln und das touristische Angebot ergänzen. Der Verein verfügt über ein großes historisches Archiv. Die von den Heimatforschern angebotenen Stadt-, Kirchen- und Nachtwächterführungen haben hier ihren Ausgangspunkt.

stefan lieser nideggen st johannes baptist KopieDie romanische Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Foto: Stefan LieserNun denn, Bücker steht also jetzt auf dem holprigen Marktplatz vor der letzten noch verbliebenen von einst dicht gesetzten Linden, gegenüber dem gleichnamigen Hotel, früher „die erste Adresse am Platze“. Linden soll es ja bald wieder mehr geben, besagt das Stadtentwicklungskonzept. Bücker freut’s. Auch die beliebte Rundbank um den Lindenstamm in der Platzmitte soll wieder nach der Aufbereitung des Lindenuntergrundes hier ihren Platz finden.

„Rund um die Linde“ hat er passenderweise auch die knapp zweistündige Route benannt, mit der es von hier aus zunächst die Bahnhofstraße Richtung „Brandenberger Tor“ geht. Vorbei am Hotel und Restaurant „Zur ewigen Lampe“. Der Name kommt nicht von ungefähr, so Bücker: „‘Zur Ewigen Lampe‘ hieß im 17. und 18. Jahrhundert eine Kette von Herbergen, die an wichtigen Handelsstraßen lagen, etwa von Monschau an den Rhein.“

stefan lieser nideggen stadtmauer duerener tor KopieStadtmauer mit Bebauung und das Dürener Tor. Foto: Stefan LieserRechts ab geht es nun in die Hindenburgstraße, was Bücker dazu bringt, an eine längere, aber ergebnislose Stadtratsdebatte zu erinnern. Da habe man versucht, den Straßennamen zu ändern, der an Paul von Hindenburg (1847-1934) erinnert, den Generalfeldmarschall und späteren Reichspräsidenten, der eng mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler verbunden ist. Die Motive, die Hindenburg damals dazu brachten, der Ernennung zuzustimmen, die er zweimal zuvor abgelehnt hatte, sind bis heute unklar.

bueckHeinz Bücker. Foto: S. LieserIn Nideggen blieb der Name der Straße erhalten, die zum Bewersgraben führt, wiederum benannt nach einen 1356 erstmals erwähnten „Hof an den Muren“, einen großen Bauernhof mit einer burgähnlichen Hofanlage der als Lehenshof dem Herzog diente. Das Herrenhaus wurde im 17. und 18. Jahrhundert direkt an die Stadtmauer gebaut.

Die leitet den Nideggener Stadtbummler nun weiter zum Dürener Tor, unweit eines unscheinbaren freien Schotter-Kiesplatzes. Hier habe einmal das Nideggener Hospital gestanden, so Heinz Bücker: „Da fanden die Unterschlupf, die nach Schließen der Stadttore in Nideggen ankamen“. Nur eine bemalte Herz-Jesu Gipsfigur aus der Hospitalkapelle blieb erhalten die, nachdem sie Jahre lang „beim Gastwirt der Kneipe am Hospital unterm Bett lag“, so Bücker, in der Burg- und Pfarrkirche St. Johannes Baptist, auf halbem Weg zwischen Burgflecken und Burg,  aufgestellt wurde.

stefan lieser nideggen im rurtal zwischen brueck und zerkall KopieWiesenidylle im Rurtal zwischen Brück und Zerkall. Foto: Stefan LieserWo heute Nideggen mit den beiden Stadttoren und der Stadtmauer, an deren Außenmauer es jetzt entlang geht, scheinbar viel historische Bausubstanz hat, war das allerdings erst in Folge des pfälzischen Erbfolgekrieges Ende des 17. Jahrhunderts, dann 1755 nicht mehr so. Wellen des legendären Erdbebens von Lissabon verursachten vor 266 Jahren in ganz Europa Schäden. Auch Nideggens alte Mauern wurden teilweise zerstört, so Heinz Bücker. Die Burg sei damals unbewohnbar geworden. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts bewilligte die Preußische Staatskasse Mittel zur Rekonstruktion als Infrastrukturmaßnahme und möglicherweise im Zusammenhang mit dem Bau der Urftseestaumauer.

Im 2. Weltkrieg aber wurde Nideggen dann erneut stark zerstört, die Einwohner bauten ihre Stadt ein weiteres Mal auf.

Wo einst eine Zugbrücke den Zutritt regelte führt jetzt vom Zülpicher Tor die Zülpicher Straße zurück ins Städtchen. Hier ist eine bunte Gastronomie entstanden, etwas Anderes ist versteckter. Heinz Bücker klingelt bei Richard Klein, dessen Wohnhaus, ein alter Bauernhof, sich unmittelbar an die Stadtmauer anschließt. Klein führt in den Garten im Schatten der Stadtmauer und öffnet einen Schuppen im Mauerwerk: „Das hier ist ein mehr als 300 Jahre alter Backes. Das Ofenloch und der Kaminabzug sind noch vorhanden“, schmunzelt Klein.

stefan lieser nideggen zuelpicher tor KopieAuch das Zülpicher Tor wurde nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut. Foto: Stefan LieserBevor es nun wieder zurück zum Marktplatz geht, vorbei und mit Blick auf Wohnbebauung aus Rotsandstein, dem auffälligen Baumaterial aus Nideggens Felsen, führt der Weg noch abbiegend über altes Kopfsteinpflaster der Kirchgasse hoch Richtung der romanischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist. Innen staunt man über die bemalte Balkendecke des Kirchenschiffes und eine erhaltene reichhaltige Ausstattung seit dem Hochmittelalter. An einer Säule etwa steht die Gold überzogene Skulptur des Heiligen Sebastians von 1750. Damit ist die spätbarocke Figur immerhin rund 410 (!) Jahre jünger als die St. Sebastianus Schüzenbruderschaft Nideggen von1340.

Tradition und Geschichte spielen in Nideggen eben eine große Rolle. Mit dem Hochgrab des Grafen Wilhelm IV. von Jülich und seiner Frau Ricarda verbindet Stadtführer Heinz Bücker dabei eine besondere Anekdote: „Da hatte man eines Tages den Kopf des Grafen gestohlen. Den haben wir vom Heimat- und Geschichtsverein zusammen mit der Kulturstiftung der Sparkasse Düren ersetzt“.

Auch die "Bördedörfer" gehören zumStadtgebuet dazu. Touristische Projekte sollen sie bekannter machen.

Die bei Ausschachtarbeiten für die Heizung 2019 im Kirchenboden entdeckten Mauern einer möglichen Gruft, „die könnte Platz geboten haben für zwei Sarkophage“, so Bücker, ließ man allerdings unberührt.

Solcherlei Geschichtsromantik ist Stadtbürgermeister Marco Schmunkamp verständlicherweise normalerweise fremd. Doch er weiß, dass Historisches rund um die Burg oder die alte Pfarrkirche bei vielen Nideggen-Touristen beliebt ist. Mit 410 Vollzeitarbeitsplätzen hat der Fremdenverkehr im Stadtgebiet Gewicht. „Die Eifel Tourismus hat Nideggen und den Rurseestrand Eschauel als einen von fünf Punkten mit dem höchsten Entwicklungspotential für den Tourismus in NRW überhaupt eingestuft“, so Schmunkamp.

Für ihn ist aber mindestens genauso wichtig, dass Stadt und Stadteile auch andere Wachstumspotentiale haben. Auf 15 Hektar ist ein Neubaugebiet ausgewiesen worden. Am „Schmittbüchel“ soll ein „kleines Dorf“ (Schmunkamp) für bis zu 800 Neubürger entstehen. Gut elf Hektar groß ist ein neues Gewerbegebiet am Gut Kirschbaum.

stefan lieser nideggen burg 3 KopieWeithin sichtbar thront die Burg Nideggen über dem Rurtal. Foto: Stefan LieserFür die Börde, zu der auch einige der Dörfer des Stadtgebietes gehören, gibt es eigene touristische Förderprojekte, etwa die „Bördeblicke“ und „Dorfspaziergänge“ ein Netz kürzerer Rundwanderwege. Stadt und Stadtteile sind Teil des „Radwegekonzeptes Rureifel“ und des Angebotes „Natur aktiv erleben“. Nideggens Buntsandsteinkletterfelsenlandschaft bildet den nordöstlichen Zipfel des Nationalparks Eifel, ein Alleinstellungsmerkmal.

Hätte Bürgermeister Marco Schmunkamp da gerade noch einen Wunsch frei, würde er wohl von Brück und dem Bahnhof der Rurtalbahn nach Nideggen hoch eine Seilbahn bauen. Vorstellbar sei das ja schon, meint Stadtführer Heinz Bücker. Es käme nur etwas spät. Die Zeiten, in denen die Brücker Kinder die steilen Pfade hoch zur Grundschule in Nideggen steigen mussten, sind - zum Glück - lange vorbei. (sli)