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Idylle über dem Kylltal

kronenburg burgbering 1 KopieBeliebtestes Fotomotiv: Die Zeile alter Häuser am Burgbering von Kronenburg. Foto: Stefan LieserEifel. Kronenburg, genauer der romantische historische Burgort, gehört zu den beliebtesten Eifel-Hotspots, in einer Reihe mit Blankenheim, Monschau, Reifferscheid bei Hellenthal oder Monreal. Die alten Gassen mit den bis zu 300 Jahre alten Häusern in enger Reihenbebauung sind Generationen von Hobbymalern Vorlage gewesen und der Ort war immer mal wieder Filmkulisse. Also hinein in den Burgbering durchs mittelalterliche Nordtor.

Wie man denn so in dem alten Schätzchen wohne? Die Frage wird den Anwohnern am Burbering von Kronenburg immer mal wieder gestellt. Viele von ihnen sind allerdings keine Alteingesessene sondern „Neu-Kronenburger“, die sich hier ihren Eifel-Wohntraum verwirklicht haben. In Häusern, die zum Teil gut 300 Jahre alt sein können.  

gassen KopieDer Burgbering in Höhe der St. Johannes-Pfarrkirche. Foto: Stefan LieserWenn es nicht gerade das barocke „Haus Palandt“ oder die repräsentativen Adressen wie „Eifelhaus“, „Villa Kronenburg“ oder das „Burghaus“ sind, muss man wohl sagen: Hier wohnt es sich einfach, schön, aber eben auch mit den bekannten Einschränkungen eines Lebens in alten Gemäuern: niedrigen Decken und kleinen Räumen.

Einerseits ist auch im Burbering von Kronenburg mittlerweile eine Leitung fürs Internet verlegt, andererseits sind die alten Gassen so schmal, dass die Feuerwehr nur mit einem Quad-Allrad Zugang zu allen Häusern hat, und man muss seine Mülltonnen zur Abfuhr bis vors Nordtor ziehen. Vom Kauf einer alten Immobilie hat das vermutlich aber noch Niemanden abgehalten, der sich wie so viele in Kronenburgs historisches Ambiente verliebt hat, und wäre es nur über den Häuslebau am Neubauhang vor dem alten Ortskern.

Bevor Zugezogene sich mancher der alten Häuschen angenommen hatten, war das eine oder andere schlicht eine Bauruine.

Seit 26 Jahren, wenn am zweiten Septemberwochenende die „Kronenburger Kunst- und Kulturtage“, veranstaltet vom „Freien Forum Kronenburg“, die Kunstfreude in den Burgort locken, kann man jedenfalls den einen oder anderen Blick in die alten Häuschen werfen. Dann öffnen manche Hausbesitzer ihre Türen für einen Künstler oder eine Künstlerin und die Besucher.

kkk 1 KopieMunteres Treiben in den alten Gassen: Szene von den "Kronenburger Kunst- und Kulturtagen". Foto: Stefan Lieser„Aber klar: wir sind froh, dass ab den 1960er Jahren mehr und mehr Menschen sich hier ihr Wochenendhaus gekauft haben oder hier hingezogen sind. Die alten Häuser wurden renoviert, ausgebaut – vorher waren einige von ihnen doch nur noch eine Bauruine!“ Johannes Fahling, junger Ortsbürgermeister von aktuell um die 450 Einwohnern, von denen rund 60 Prozent „Neu-Kronenburger“ sind, weiß, wem es auch zu verdanken ist, dass Kronenburg heute so herausgeputzt wirkt.

Seine Sorge ist eher eine andere: „Dass die, die neu hierhin kommen, sich auch am Dorfleben beteiligen und nicht nur anonym hier wohnen“. Die Sorge teilt er mit den Amtskollegen in anderen schönen Flecken der Eifel, etwa in Kerpen bei Hillesheim.

Dass der Burgort aufgrund seiner exponierten Lage über dem Kylltal über Jahrhunderte einmal ein Machtzentrum war, sieht man spätestens dann, wenn man die Ruinenreste der alten Feste emporgegangen ist und unterhalb des alten Burgfrieds den Rundumblick hat.

Erstmals 1277 urkundlich erwähnt war Kronenburg zuerst vom Rittergeschlecht der Edlen von Dollendorf beherrscht, dann von 1327 bis 1444 hatte eine eigenständige Kronenburger Linie das  Sagen. Bis 1555 gehörte der Burgort im Anschluss zu einer Nebenherrschaft der mächtigen Eifelgrafen von Blankenheim-Manderscheid.

Die Kronenburger Bevölkerung bediente sich bei den Steinen der verfallenen Burgruine für den privaten Hausbau.

Und dann wurde es „spanisch“. In der Zeit unter der Herrschaft Kaiser Karls V. ab 1555 bis 1715 gehörte der Burgort zum Herzogtum Luxemburg, das wiederum dem König von Spanien unterstand. Aus dieser Zeit rührt die Bezeichnung Kronenburgs als „Spanisches Ländchen“, die ältere Kronenburger heute noch kennen. 1794 wurde der Burgort samt dem Ortsteil Kronenburger Hütte von den Franzosen besetzt und erhielt eine eigene Bürgermeisterei. Nach der Niederlage Napoleons wurde Kronenburg schließlich in Folge des Wiener Kongresses 1819 durch eine Abschlagszahlung an Preußen verkauft.

obm fahlingOrtsbürgermeister Johannes Fahling weist auf den kleinen Anbau der Pfarrkirche: "Da fanden früher die Gemeinderatssitzungen statt". Foto: Stefan LieserSeit Mitte des 18. Jahrhunderts war da schon die einstige Burg verfallen, „und die Kronenburger Bevölkerung bediente sich der Mauerreste als Baumaterial für ihre Häuser“, so Johannes Fahling. Mit ihm steht man gerade vor dem Burghaus aus dem Jahre 1766, einst der Verwaltungssitz für die Ländereien und die Eisenhütten an der Kyll, die zur Herrschaft Kronenburg gehörten.

Das Burghaus ist aber auch Symbol für den Beginn des Fremdenverkehrs an der Oberen Kyll. Die legendäre Nettchen Faymonville hatte hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten Feriengäste beherbergt.

Später und bis heute kamen und kommen neben ambitionierten Hobbymalern ganze Kunsthochschulkassen nach Kronenburg und bauen ihre Staffeleien im Burgbering, vor der Ruine, am Torbogen vor dem Zugang zu Kirche und Burghaus, oder vor dem Nordtor auf. Exkursionen führten in die sanfte Hügellandschaft der Umgebung.

 Vor der Zufahrt zum Parkplatz am Nordtor hat das vom Niederrhein stammende Ehepaar Wolfgang und Gisela Martens vor 33 Jahren eine kleine Bauernkate mit Stall gekauft und zu ihrem „Kunststall“ gemacht. Fast 150 Ausstellungen wurden schon gezeigt. An Exponaten mangelt es den beiden Kreativen nicht: Ihr Oeuvre umfasst tausende eigene Werke, dazu kommen Fundstücke, Künstlerhandwerkszeug, Kunstliteratur – gesammelt seit Jahrzehnten. Alles wird mit viel Idealismus und Kenntnis im „Kunststall“ kuratiert.

burghaus foto eifelstiftungDas "Burghaus", Kronenburgs beste Adresse, ist heute ein 4-Sterne-Hotel. Foto: EifelstiftungWenn man so will sogar ein kleines Museum hat Kronenburg wenige Meter oberhalb der kleinen Kunstwelt der Martens mit dem „Kunstkabinett“ der Dr. Axe-Stiftung im Hasenberghof.

Dass das schöne Kronenburg aber auch andere Geister anlockte, zeigte sich Anfang der 1930er Jahre. Der Düsseldorfer Kunstprofessor Werner Peiner eröffnete am Fuß des Burgbergs in wuchtiger NS-Architektur den Neubau seiner „Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei“. Heute ist im Gebäude das „Haus für Lehrerfortbildung“ des Schulministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen untergebracht.

kronenburg kunststall 2Liebe zum alten Häuschen: das Ehepaar Martens und ihr "Kunststall". Foto: Stefan LieserJedenfalls muss die Zahl der Kronenburg-Gäste spätestens nach Nettchen Faymonvilles Eröffnung einer Gästepension schnell angewachsen sein. Ein Indiz: Auf der Burgruine wurden 1920 und 1925 die „Tellspiele“ von Kronenburger Laiendarstellern aufgeführt. Bilder sind entlang der „Telltreppe“ hoch zum oberen Eingang in den Burgort zu sehen. „Da machten fast alle Kronenburger mit“, weiß Ortsbürgermeister Fahling. Das „Tellhäuschen“ steht noch, es ist ein Lagerschuppen des heutigen 4-Sterne-Hotels „Burghaus“.

Bis dahin war neben der Burg kaum etwas an alter Bausubstanz zerstört. Auch wenige Jahrzehnte später im Zweiten Weltkrieg blieb Kronenburg verschont, es gab nur einzelne Gefechte zwischen Wehrmacht und alliierten Truppen, was den damaligen Ortspfarrer und die katholische Bevölkerung zu einem alljährlich erneuerten Dankgelübde brachte.


Zurück in den alten Ortskern von Kronenburg wird die Burgberinggasse zunächst sehr schmal, die Bebauung aus dem 16. und 17. Jahrhundert ist eng an den Gassenverlauf angepasst.  Die St. Johann Baptist Pfarrkirche liegt wenige Meter entfernt, eine der seltenen Ein-Säulen-Kirchen in der Eifel, erbaut 1492, vermutlich von den Johannitern. Deren Orden verfügte seit dem 13. Jahrhundert über Besitz in Kronenburg und stellte bis 1803 die Priester der Kirche.

kronenburg kronenburger seeBlick auf den Kronenburger See. Foto: Stefan LieserIn der Kirche erkennt man auf der rechten Seite im Seitenschiff eine lange Orgelempore, zu groß für das Instrument. „Hier waren früher die Sitzbänke, die den Herrschaften von Kronenburg vorbehalten waren“, so Johannes Fahling. Einen weiteren „reservierten“ Raum gab es in halber Höhe außen neben dem Hauptschiff der Kirche auf der anderen Seite. Über eine schmale Treppe erreicht man eine Art Kammer, in der früher der Gemeinderat tagte.

So sehenswert der Burgort ist, so schön die Spazierwege den Burgberg hinauf, vorbei an in jüngster Zeit reaktivierten Streuobstwiesen, so wenig wird oft das kleine, ebenfalls zur Ortsgemeinde Kronenburg gehörende Kronenburgerhütte wahrgenommen.

kronenburgerhuette st brigidaKronenburgerhütte mit der Brigida-Kapelle an der Alten Kyllbrücke. Foto: Stefan LieserDer Ortsteil liegt an der Kyll, und ist für viele nur die nötige Durchfahrt zu den Parkplätzen vor dem Badevergnügen jenseits der Staumauer der Mitte der 1970er Jahre angelegten Hochwasserrückhalteanlage Kronenburger See.

In Kronenburgerhütte habe traditionell eher die „proletarische Bevölkerung gewohnt, oben die Herrschaften“, so Ortsbürgermeister Johannes Fahling. Hier unten am Eifelbach Kyll stand die ehemalige Eisenhütte, die Anfang des 19. Jahrhunderts ihren Betrieb einstellte. Die 1736 erbaute St. Brigida-Kapelle unweit der uralten steinernen Kyllbrücke ist eine Sehenswürdigkeit.

weihnachtsmarkt 2Weihnachtsmarkt in Kronenburg. Foto: Stefan LieserNicht zu vergessen, dass in Kronenburgerhütte auch zwei Gewerbetriebe ihren Sitz haben - ein Landmaschinenhändler und ein Schuhhaus -, wo sich oben im Burgort Handel und Wandel nur um Gastronomie, Hotellerie und die Vermietung von Ferienwohnungen drehen.

Kronenburg ist aber eben auch ein ganz normales mittelgroßes Dorf. Es gibt ein reges Vereinsleben mit Musikverein, Kirchenchor, Freizeitmannschaft, Feuerwehr, Theaterverein und Freiem Forum Kronenburg. Die „Alte Schule“ aus den 1960er Jahren, es ist eigentlich schon die dritte, wird gerade aufwändig zum neuen Dorfgemeinschaftshaus umgebaut, die örtliche Löschgruppe der Feuerwehr erhält davor eine neue Wagenhalle.

Ganz normales Dorfleben eben, doch was Kronenburg attraktiv macht, ist natürlich anderes: Etwa die „Kronenburger Kunst und Kulturtage“, vor allem aber der Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende. Dann werden die alten Hausfassaden und das im Glanz der Lichterketten funkelnde Kopfsteinpflaster im Burgbering zum stimmungsvollen Weihnachts-Wunderland. (sli)