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Viel Zukunft in der Römerstadt

KL stefan lieser ehm 2 2023 zuelpich stadt zuelpich torsten beulen KopieZülpich Mit Blick Richtung Nordosten: Der zur Landesgartenschau 2014 neugestalteten Park am Wallgraben, das Weiertor (vorne links), die Landesburg mit dem Turm der Pfarrkirche (rechts). Dahinter ist der Wassersportsee erkennbar, im Hintergrund eine Ecke des großen Industrie- und Gewerbegebietes. Foto: Stadt Zülpich/Torsten BeulenIm einst römischen Tolbiacum ist die kurkölnische Landesburg das weithin sichtbare Wahrzeichen auf dem Zülpicher Mühlenberg. Und genau hier beginnt idealerweise ein Rundgang durchs Städtchen. 

„Hier hat alles angefangen!“ Hans-Gerd Dick, ein wandelndes Zülpich-Lexikon, steht am Andreas-Broicher-Platz, benannt nach dem ersten Vorsitzenden des Zülpicher Geschichtsvereins, hinter ihm die 1953-1955 nach den Plänen von Karl Band nach Kriegszerstörungen neu erbaute Pfarrkirche St. Peter. Seitlich liegen die 2008 eröffneten „Römerthermen Zülpich – Museum für Badekultur“, erbaut von dem sich um Zülpich über Jahrzehnte verdient gemachten Architekturbüro Ernst. Und unweit verläuft die aus Bruchstein und Ziegeln errichtete, noch zu über 70 Prozent erhaltene mittelalterliche Stadtmauer Zülpichs, in ihrer heutigen Form Mitte des 14. Jahrhunderts angelegt vom Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden.

KL stefan lieser ehm 2 2023 zuelpich hypokausten heizung KopieStadtführer Hans-Gerd Dick vor der römischen Fußbodenheizung in den „Römerthermen Zülpich – Museum für Badekultur“ auf dem Mühlenberg. Viel Historie gibt es hier auf dem Mühlenberg, der „Keimzelle Zülpichs“. Dazu gehört der schon von den römischen Verwaltern des Vicus Tolbiacum – erstmals urkundlich erwähnt bei Tacitus für das Jahr 70 nach Christus - für den Bau eines Castells strategisch gut gewählte Sporn mit freiem Blick in die Nordeifel. Heute ist dies der Platz einer von nur noch vier erhaltenen kurkölnischen Landesburgen, ebenfalls aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Denn Zülpich war seit der römischen Kaiserzeit Kreuzungspunkt zweier bedeutenden Fernstraßen und Zentrum der fruchtbaren Börde-Landschaft. Beides Gründe, den Ort zu sichern. Und zu besitzen, wie zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert immer wieder wechselnde Herrschaften, Streitigkeiten und gleich drei unterschiedlichen Herrschaftsbereichen zugehörende Pfarrbezirke – also auch drei Pfarrkirchen – auf engstem Raum zeigen.

Archäologische Grabungen in den Jahren 2001 bis 2004 im Mühlenberg-Quartier und weiter bis zum Markt haben mit einer erneut bemerkenswerten Dichte archäologischer Funde nachgewiesen, was Zülpicher nicht wundert. Ihr „Römerbad“ gilt etwa als eine der besterhaltenen antiken Badeanlagen nördlich der Alpen. „Das war nicht nur der Raum für Körperhygiene, sondern auch gesellschaftlicher Treffpunkt“, so Stadtführer Hans-Gerd Dick. Natürlich ist das Thermenmuseum genauso einen Besuch wert wie die helle Nachkriegszeit-Hallenkirche St. Peter mit ihrem freistehenden Glockenturm und der salischen Krypta aus dem 12. Jahrhundert, die als eine der schönsten des Rheinlandes gilt.

KL stefan lieser ehm 2 2023 zuelpich st peter innen KopieSehenswert: Blick in die Hallenkirche von Karl Band Anfang der 1950er Jahre auf der Ruine der kriegszerstörten alten Pfarrkirche St. Peter erbaut. Bei der umfassenden Kernsanierung von St. Peter 2013/14 wurden eine ganze Reihe in den vergangenen Jahrzehnten erfolgte Einbauten wieder aus dem Kirchenraum entfernt. Da habe sich einst ein kunstsinniger Pfarrer verwirklicht, heißt es. Zülpichs Pfarrer – das ist eine Geschichte für sich. Tragisch der Tod von Karl von Lutzenberger, der gerade die Christmette vorbereitete, als Heiligabend 1944 die Fliegerbomben Stadt und Pfarrkirche stark zerstörten und ihn unter den Trümmern begruben.

Der Geißbock stand mit dem Hinterteil in Richtung Altar - ein Skandälchen im Städtchen!

Der Nachkriegsneubau von St. Peter ist nun wieder so klar und puristisch wie er erbaut wurde. Die beiden aus der mittelalterlichen Vorgängerkirche vor ihrer Kriegszerstörung geretteten wertvollen Hochaltarretabeln aus Antwerpen von 1525/30 leuchten um die Wette, die nördliche Fassadenwand ist Standort einer großen Orgel aus der Werkstatt der Bonner Orgelbauerdynastie Klais. Vor der Nordfassade am Andreas-Broicher-Platz steht allerdings etwas überraschend ein Geißbock. Die Skulptur schuf Gerhard Marcks, gestiftet wurde sie von Prof. Henrik Hanstein, einem Zülpich-Gönner.  2014 wurde der Geißbock auf einem hohen holzverkleideten Stahlsockel enthüllt – und brachte Zülpichs Pfarrer Guido Zimmermann auf die Palme. Dass der Bock „mit dem Stätz in Richtung Hochaltar steht, war nicht das Problem“, so Stadtführer Hans-Gerd Dick, aber dass das Maskottchen-Tier des 1. FC Köln schon „am ersten Tag einen FC-Schal trug“. Zimmermann ist bekennender Borussia Mönchengladbach-Fan. Also musste der Schal ab.

KL stefan lieser ehm 2 2023 kaesmarkt KopieEin gutes halbes Dutzend mittelalterlicher Wohnhäuser steht am Käsmarkt, benannt nach einem Kasten (Casa), in dem im Mittelalter Delinquenten der Stadtgerichtsbarkeit und missliebige Personen zur Schau gestellt wurden. Solche Anekdoten gibt es in Zülpich genug. Nun geht es weiter zur Landesburg, einst Machtsymbol des Kölner Erzbischofs, zwischen 2003 und 2014 von einem Erftstädter Unternehmer zu Büroräumen, Wohnungen und Raum für die „Geschichtswerkstatt“, gewissermaßen dem „Stadtmuseum Zülpichs“ umgebaut. Wo die Burg nun frei zugänglich ist, war der Weg hinein zuvor für die Öffentlichkeit gesperrt. Zwischen 1847 und den 1980er Jahren war hier eine von der Unternehmerfamilie Sieger gegründete Schnapsfabrik. Es wurde auch der noch erhältliche „Alte Sieger“ gebrannt, weshalb in Sommermonaten, wenn die Türen der nahen Pfarrkirche geöffnet waren, gelegentlich während der Heiligen Messe ein kräftiger Maischegeruch durch die Kirche waberte. Das sei eine besondere heilige Wandlung hieß es dann.

Die Landesgartenschau bescherte der Stadt eine neue Freizeitattraktion.

Das ist Geschichte, Gegenwart ist, dass rund um die Landesburg mit der Landesgartenschau 2014 auf mehr als 20.000 Quadratmetern aus zuvor mehr oder weniger bewirtschafteten Hangwiesen ein Zick-Zack-Weg entlang von neuen Gärten bergab zu einer reaktivierten Streuobstwiese am Weiertor geworden ist. Der Beginn eines schönen Spazierweges entlang der mittelalterlichen Stadtmauer rund um das alte Städtchen mit seinen vier Stadttoren.

KL stefan lieser ehm 2 2023 zuelpich weihertor 2 KopieAls letztes der vier mittelalterlichen Stadttore wird das Weiertor zum Vereinslokal eines der vier Karnevalsvereine. Das Land NRW und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützen den kompletten Wiederaufbau der Torburg. Die Hovener Jungkarnevalisten tragen Eigenanteile bei. Doch zunächst steht man nun an der Feldseite des auch „Martinstor“ genannten Bauwerks Weiertor wegen des seit Jahrzehnten üblichen Durchritts des St. Martin an der Spitze des Fackelzuges an seinem Gedenktag. Das kriegszerstörte Weiertor wird seit 2021 zum neuen Vereinssitz des Karnevalsvereins Hovener Jungkarnevalisten (HJK) umgebaut. Rund 750.000 Euro kostet der originalgetreue Wiederaufbau des Hauptturmes eines mittelalterlichen Stadttores, 610.000 Euro gibt die Landesregierung dazu, auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligt sich. Den Rest finanzieren die Jecken. Im Herbst dieses Jahres soll alles fertig sein.

KL stefan lieser ehm 2 2023 zuelpich bm huertgen KopieBürgermeister Ulf Hürtgen„Dann wird das Kleeblatt vollendet sein“, schwärmt Bürgermeister Ulf Hürtgen. Denn dann haben die vier Zülpicher Karnevalsvereine endlich jeder ihr eigenes – zuvor saniertes und vor dem Verfall gerettetes - Stadttor als Vereinsquartier: Die Blauen Funken residieren im Kölntor, die Prinzengarde im Münstertor, die Zölleche Öllege im Bachtor. Wo gebe es schon ein solches ehrenamtliches Engagement von Karnevalsvereinen im Kreis Euskirchen, freut sich Hürtgen. Irgendwie passt die Tor-Baustelle aber auch ins Bild, denn in Zülpich ist schließlich seit gut 25 Jahren immer wieder Aufbruchstimmung zu spüren.

Noch in den 1980er Jahre galt die Stadt als die höchst verschuldete Kommune in Nordrhein-Westfalen, aktuell ist die Pro-Kopf-Verschuldung mit 793 Euro die niedrigste im Kreis Euskirchen und liegt um mehr als das Vierfache unter dem aller kreisangehörigen Gemeinden in NRW. „Wir haben 2022 an die 13 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen, in den Vorjahren waren es oft immer noch an die zehn Millionen“, so Hürtgen. Ein Grund: Über 100 Firmen haben sich nördlich vor der Stadt im Gewerbegebiet „An der Römerallee“ angesiedelt, Erweiterungen von geeigneten Flächen sind kaum noch möglich. Die Stadt hat mehr als 6200 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, das sind fast so viel wie die Kernstadt Zülpich Einwohner hat: 6363. Mit den dazugehörenden 24 Ortsteilen sind es 21.467 (Stand: 31.12.2022).

Neue Baugebiete, ein für eine Kleinstadt gigantischer Schulcampus - Zülpich ist eine wachsende Stadt.

Und Zülpich – verkehrsgünstig über die B265 und den Zubringer zur A1 nach Köln, Bonn und Aachen gelegen – wächst. Zwischen 2018 und 2026 wurden beziehungsweise werden 762 Neubaugrundstücke im Gebiet der Kernstadt und ihrer 24 Ortsteile ausgewiesen. Das Areal des Neubaugebietes „Seeterrassen“ nahe des Wassersportsees zum Beispiel hat drei Ausbaustufen und soll ab 2024 realisiert werden. Es gibt im gesamten Stadtgebiet mit Ortsteilen 18 Kindergärten, zwei weitere sind in Planung. 2020 erfolgte der Spatenstich zum neuen Schulcampus am Stadtrand von Zülpich, der den Schulstandort mit allen drei weiterführenden Schulformen weiter aufwertet, dazu kommen hier gleich drei Sporthallen und Sportplätze.

KL stefan lieser ehm 2 2023 schulcampus 2 KopieEines der größten Investitionsprojekte der Stadt: Der Bau des neuen Schulcampus mit Erweiterungen und Neubauten am Standort des Franken Gymnasiums. Doch im alten Stadtkern mit seinen mittelalterlichen Straßen ist der Investitionsbedarf ebenfalls hoch. Bis 2026 veranschlagt die Verwaltung um die elf Millionen Euro, von denen sechs Millionen an Fördergeldern eingeplant sind. Die Projekte schließen an rund acht Millionen Euro-Investitionen im Quartier Mühlenberg an. Diese „Fortschreibung des Integrierten Handlungskonzeptes“ im Rahmen der Städtebauförderung beinhaltet unter anderem die Sanierung der Münsterstraße, die stellplatzfrei werden soll, da unweit neue Parkplätze geschaffen werden können. Abschnittsweise „über Jahre“ (Hürtgen) soll auch die wichtige Einfahrtstraße Römerallee saniert werden, die auf der Trasse der antiken Agrippa-Fernstraße verläuft.

KL stefan lieser ehm 2 2023 beachzauber 2022 KopieDer Zülpicher Wassersportsee wurde mit der Landesgartenschau 2014 neugestaltet. Ein Seepark und der „Lago Beach Zülpich“ entstanden. Zu den zahlreichen Events kommen seitdem tausende Besucher, etwa zum Hip-Hop-Festival „Beach Zauber“ im Herbst 2022. Dazu kommen Investitionen von privater Seite, etwa durch die Zülpich sehr verbundene Manfred Vetter-Stiftung, die gerade dem Zülpicher Genremaler Hubert Salentin mit dem Um- und Ausbau eines historischen Geschäfts- und Wohnhauses in der Zülpicher Innenstadt - vis-a-vis des barocken Geburtshauses des Malers - ein neues Museum schafft. Die Stiftung hat schon eine ganze Reihe alter Bausubstanz in der Stadt gerettet.

In städtischer Planung ist vorbehaltlich der Zustimmung des Stadtrates zudem die Ausweisung von zwei neuen Konzentrationszonen für Windkraftenergieanlagen. Derzeit drehen sich erst sieben Rotorentürme in der Windlast günstigen flachen Bördelandschaft. Auch Freiflächenphotovoltaik ist angedacht, so Hürtgen, jedoch möglichst nicht auf hochwertigen landwirtschaftlichen Böden.

KL stefan lieser ehm 2 2023 20220524 Leader KopieZülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen (links), seine Amtskollegen aus anderen Kommunen und Verantwortliche der LEADER-Region Zülpich freuten sich im Mai 2022 vor dem Rathaus der Stadt über die Förderzusage für die kommenden vier Jahre. Anderes muss schneller geschehen wie der Wiederaufbau nach dem Jahrhunderthochwasser 2021, dem im Verwaltungsgebiet Zülpich drei Menschen zum Opfer fielen. Entlang einer Strecke von rund 15 Kilometern am Rotbach, Bleibach und Vlattener Bach meldeten 1200 Haushalte in den 24 Ortsteilen der Stadt Wiederaufbauhilfe an. Rund 12,5 Millionen Euro Schäden entstanden zudem an der kommunalen Infrastruktur. Apropos Ortsteile: Zeitgleich wird zwischen Schwerfen und Weiler in der Ebene die Verlegung von Glasfaserleitungen für schnelles Internet forciert. Die Hälfte sei schon angeschlossen oder in der Erschließung, so Bürgermeister Hürtgen.

Es ist eben in der Römerstadt vieles in Fluss. Den Startschuss setzte 1997 die Eröffnung der umgebauten mittelalterlichen Martinskirche als Begegnungsstätte. In das alte Mauerwerk hinein wurde ein teil-transparenter Stahl-Glaskubus gesetzt. Das Umbaukonzept des Büros Ernst erhielt eine Anerkennung beim Architekturpreis des Bund Deutscher Architekten.

Es war ein Auftakt an neuen Bauprojekten in Zülpich, der einen ersten Höhepunkt durch die erfolgreiche Bewerbung für die Landesgartenschau 2014 erreichte. Damals kaufte die Stadt den Wassersportsee, wie der im Westen gelegene Neffelsee ein ehemaliger Braunkohletagebau, und gründete die Seepark Zülpich gGmbH. Der neu entstandene Seepark ist mittlerweile eine weithin bekannte Eventadresse und Badestelle mit neuem Palmenstrand mit bis zu 150.000 Besuchern pro Jahr, „wo früher eine Pommesbude und ein Dixie-Klo“ waren, so Hürtgen zum Retro-Badespaß vergangener Zeiten. „Die Landesgartenschau hat Zülpich um 15 Jahre nach vorne katapultiert“, ist er überzeugt.

KL stefan lieser ehm 2 2023 hoven madonna KopieDie romanische Madonna in der einstigen Klosterkirche der heutigen psychiatrischen Fachklinik Marienborn gGmbH im Ortsteil Hoven gilt als eines der wertvollsten Kunstwerke der Stadt. Auch der Markt, wie der Marktplatz hier heißt, wurde saniert. Hier steht der Chlodwigbrunnen, der aber nur bei den Zülpichern so genannnt wird, weil er an Chlodwig, den Frankenkönig erinnere und dessen Sieg gegen die Alemannen 496 in der Nähe des Städtchens. Chlodwig ließ sich danach taufen, begründete ein Großreich, wurde zu einer Art Ur-König Frankreichs, weshalb von Napoleon 1811  der Stadt zwei Gedenktafeln aus schwarzem Marmor überreicht wurden, die heute im Zugang zur Anno-Kapelle der Pfarrkirche an der Wand zu sehen sind.


Tatsächlich aber ist der Ort der Chlodwig-Schlacht bis heute unauffindbar, der erwähnte Manfred Vetter lokalisierte ihn auf einem Feld nahe seiner Burg am Ortsrand von Langendorf, wo er eine Granit-Stele des bekannten Bildhauers Ulrich Rückriem aufstellen ließ.

Doch auch der „Chlodwig“ auf dem Zülpicher Markt ist nicht der, der er sein sollte. Bürgerschaft und Veteranenverein hätten die Figur eines „sinnierenden germanischen Kriegers“, so Hans-Gerd Dick, vielmehr 1913 aus „dem Katalog bestellt“. Der Brunnen selbst ist zudem nicht zu Ehren eines Frankenkönigs, sondern zur Erinnerung an die Gefallenen aus Zülpich während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 errichtet worden.

Trotzdem bleibt Zülpich die Stadt der „Chlodwig-Schlacht“, was 1996 mit einem großen Festprogramm zur mutmaßlich 1500-jährigen Wiederkehr gefeiert wurde.

Man könnte nun zum Beispiel noch über den Strukturwandel in der wichtigsten Einkaufsstraße Zülpichs, der Kölnstraße, berichten, wo über weite Strecken aus den Leerständen des Einzelhandels mit Hilfe von Städtebaufördermitteln sukzessive neue Wohn- und Dienstleistungsnutzungen werden sollen. Was tun, wenn die Betriebsnachfolge der Familiengeschäfte nicht geklappt hat? Welche Rolle spielt zudem der boomende Online-Handel? „Dieses überregionale Thema hatten schon meine Vorgänger“, meint Bürgermeister Ulf Hürtgen.

Eine ganz andere Frage ist scheinbar einfacher zu beantworten. Ist Zülpich Eifel, wie es die Touristiker meinen, oder doch nicht, wie die Zülpicher glauben, wenn sie aus der Börde auf die ersten Höhenzüge der Nordeifel schauen? „Der nördliche Teil des Stadtgebietes ist sicher nicht Eifel, aber der südliche schon“, erklärt Hürtgen und hat Fachliteratur griffbereit. Das Thema beschäftigte Geografen offenbar schon Ende des 19. Jahrhunderts. Nicht die fruchtbaren Lehm-Lössböden der flachen Börde, aber die eher steinigen im Raum Bürvenich-Schwerfen, wo es zudem in Wellen höher geht bis zum Matthias-Platz am Irnicher Berg, dem äußersten südlichen Zipfel des Stadtgebietes, seien in gewisser Weise eifelerisch, heißt es. „Geologisch gesehen gehört auch der Bürvenicher Berg zum sogenannten Mechernicher Trias-Dreieck‘“, erklärt Hans-Gerd Dick. Ein Beweis? Man sieht ihn etwas ungläubig an. Der Kompromiss zum Augenschein: Die Kernstadt Zülpich ist zwar nicht Eifel, aber das „Tor zur Eifel“. 
Text/Fotos: Stefan Lieser

KL stefan lieser ehm 2 2023 stadtmauer graben KopieDie Stadtmauer rund um Zülpich ist noch zu über 70 Prozent erhalten. Eine der schönsten Ecken ist der kleine Park zwischen Bachtor (im Hintergrund) und Kölntor.