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Backofenbrötchen

etappe mirbach blankenheimImmer den Berg hinauf: am Kalvarienberg oberhalb von Alendorf. Foto: GrundheberMIRBACH - BLANKENHEIM
„Ich bin der St. Martin der Wanderer!“ Am Ende eines Tages, der unserem EIFEL HAUTNAH-Karikaturisten Roland Grundheber auf dem Eifelsteig alles abverlangte, gibt es einen Heiligen mehr, oder zumindest einen weiteren „Nothelfer“. Denn wer bei mehr als 30 Grad Hitze am Gedenkkreuz auf dem Kalvarienberg oberhalb von Alendorf 1,5 Liter Wasser in der Flasche stehen lässt, dem muss man bezogen auf Selbstlosigkeit – wenn man es so nennen will - nichts mehr erzählen.

Genauso sei es aber doch gewesen, nach dem guten Frühstück in der Blankenheimer Pension am Morgen, dann dem Transfer mit dem Bringservice nach Mirbach, dem eigentlichen Tagesziel, von dem aus es dann aber wieder zurück zum Startpunkt ging. Verkehrte Wanderwelt!

Durch das Lampertstal, dass dem „Auge aber wenig Abwechslung bietet“, so Grundheber, kam er dann zum Staune-mal-Punkt: „Überall Wacholder an den Hängen. Ganz anders als jede andere Eifeltopografie. Ich dacht‘ ich  wär‘ in der Toskana“, so Grundheber.

Kein Wunder, denn zwischen Ripsdorf und Alendorf ist schließlich die „Toskana der Eifel“. Letztlich dank eines Lohnschäfers, der ganz prosaisch seine Herde die Wacholderhänge beweiden lässt.

Er habe dann überlegt, wie viel Gin man aus all den Beeren brennen könne, so Grundheber und kam auf ein erstaunliches Ergebnis: „So viel, da wär‘ die ganze Nordeifel besoffen!“ Soll er mal im Herbst zum Wacholderfest in Alendorf kommen – dann gibt es sogar frischen Wacholderschinken und einen „Wacholdergeist“.

Jedenfalls wurde der Kalvarienberg oberhalb von Alendorf für Grundheber zum „Ölberg“, denn so fühlte er sich, als er bei über 30 Grad an den Stationen des barocken Kreuzwegs entlang zum Gipfelplateau hochstiefelte. Unterwegs habe er einen seltsamen Zeitgenossen getroffen: „Ein Insektenfotograf, der hatte eine Spezialkamera dabei“.

rg es logo 1 ebeneUnd dann das Malheur mit der vergessenen Flasche, deren Fehlen ihm erst bei Erreichen der nächsten Zwischenstation in Ripsdorf auffiel. Zu spät! Er hofft nun, dass das erfrischende Nass wenigstens anderen Gleichgesinnten auf Schusters Rappen gute Dienste tut. Und ihm das am Ende seiner Tage angerechnet wird. „Aber die 25 Cent Pfand, die will ich zurück!“

Wäre das nicht schon genug gewesen, wurde es wenig später noch besser, während die Temperaturen munter weiter stiegen. Unterhalb von Ripsdorf habe er die falsche Abbiegung genommen. Nach einem Kilometer Wanderweg stellte er fest: Das ist nicht der Eifelsteig Richtung Blankenheim, es gibt keine Wegemarkierung mehr!

Doch umkehren ist gegen Grundhebers Wanderehre. „Ich dachte, orientiere Dich nach der Sonne, Blankenheim liegt im Nordwesten.“

Die Rechnung ging in etwa auf, genauer: sechs Kilometer Umweg über die Hütte am Stromberg, eineinhalb Stunden immer den Berg hinauf durch die Nachmittagshitze und ohne Wasser.

Dann war endlich der „Brotpfad“ zwischen Nonnenbach und Blankenheim erreicht, schließlich auch die „Hütte am Brotpfad“ und der Eifelsteig.

„Es gab heute die Kühlschrankwege durch den Wald und die Backofenwege außerhalb des Waldes“, so Grundheber, weshalb er sich unterwegs immer mal wieder wie „ein Backofenbrötchen“ gefühlt habe.

Nach neun Stunden Wanderzeit angekommen in seiner Blankenheimer Pension habe er erstens die Minibar geplündert – „die ist mir eigentlich viel zu teuer, aber ich war an einem Punkt, wo Geld keine Rolle mehr spielt“ -, zweitens einen Schüttelfrost bekommen, drittens nach einem Erholungsschlaf und heißer wie kalter Dusche aber sich ein Eis im Eiscafé von Blankenheim gegönnt.

„Alles wieder gut“, so Grundheber, hoffentlich auch sein linker Fuß, den er noch am Morgen bei der Übung „ein Bein hüben, ein Bein drüben“ auf der Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz nahe Mirbach zum Auspendeln benutzt habe.

Morgen folgt nach der heutigen Tortur die „Mordstour“: Es geht nach Hillesheim, ins Herz der „Mordeifel“. Dann am Samstag weiter nach Gerolstein und am Sonntag über die Kuppe des Nerother Kopfes – Neroth ist das „Mausefallendorf“ – in die Kreisstadt Daun. (sli)

Der nächste Eintrag von „Rolands Eifelsteig Blog“ erscheint am 21.6.2021

Zechung: Grundheber/ Collage: Lieser